Führung und Körpersprache: Sie können nicht nicht kommunizieren!

schwarzes Smartphone in der Nähe der Person

„Wir können nicht nicht kommunizieren!“ Diese Aussage stammt von Paul Watzlawick, einem bekannten Kommunikationspsychologen. Wir kommunizieren immer. Auch wenn wir nichts sagen, senden wir ständig Signale an unsere Umwelt: über unseren Blick, unsere Mimik (allein die Augenbrauen), unsere Körperhaltung, unsere Art uns zu bewegen. All das „sagt“ etwas über uns und über die Beziehung, die wir gerade mit unserem Gegenüber eingehen. Interessanterweise ist es vielen Führungskräften gar nicht bewusst, welche Signale sie über den Tag hinweg an ihre Umwelt senden. Aber oftmals wundert es sie, welche Reaktionen sie bekommen.

Kommunikation ist mehr als reden. Kommunikation ernst nehmen heißt, sich über seine Wirkung (von Worten, Ton und Körpersprache) auf Mitarbeitende situativ bewusst zu sein. Und es heißt auch, die eigenen Sinne für die aufmerksame Wahrnehmung des Gegenübers zu schärfen. Wenn wir uns also über professionelle Kommunikation im Führungskontext unterhalten, dann führt zunächst kein Weg an der eigenen Wahrnehmungskompetenz vorbei.


Wahrnehmungskompetenz geht in zwei Richtungen

  1. Selbstwahrnehmung
  2. Wahrnehmung des Gegenübers

Als Führungskraft stehen Sie ständig „unter Beobachtung“. Ihre Mitarbeitenden registrieren genau, wie Sie einen Raum betreten oder in eine Meeting-Runde kommen. Wie Sie morgens über den Flur gehen und wie Ihr Gesicht aussieht, wenn Sie über das anstehende Projekt sprechen. Und Ihre Mitarbeitende werden ihre Schlüsse daraus ziehen. Ihr Auftreten führt in jedem Fall zu einer Bewertung und Interpretation. Es ist also wichtig, dass Sie sich darüber im Klaren sind, in welchem inneren emotionalen Zustand Sie sich befinden, wenn Sie ein neues Projekt Ihrem Team präsentieren und zu welcher äußeren Reaktion in Ton, Mimik und Gestik dieser bei Ihnen führt.

Der innere Zustand – also eine Gefühlslage, die ein Kommunikationsangebot unseres Gegenübers in uns auslöst – zeichnet sich sehr unmittelbar in unserer Physiologie ab – also in körpersprachlichen Signalen. Eine schärfere, verbesserte Wahrnehmung führt dazu, dass wir auch früher bemerken, in welchem inneren Zustand oder in welcher Gefühlslage sich mein Gegenüber befindet – oder dass sich dessen Zustand gerade verändert. Das kann für Ihren Kommunikationserfolg in Mitarbeitergesprächen, Verhandlungen oder Meetings entscheidend sein.

In unserer NLP-Ausbildung trainieren Sie sowohl Ihre Selbstwahrnehmung als auch die präzise Wahrnehmung Ihres Gegenübers. Sie sichern sich Ihren Kommunikationserfolg indem Sie die nonverbalen Gesprächssignale wahrnehmen lernen und damit früher bemerken können, wenn sich bei Ihrem Gesprächspartner oder -partnerin gerade etwas verändert.
Wichtig: Sollten Sie eine Veränderung wahrnehmen, widerstehen Sie unbedingt der Versuchung zu interpretieren, was dies wohl bedeutet. Stellen Sie Ihrem Gegenüber hierzu lieber eine Frage: „Wie finden Sie das, was ich gerade gesagt habe...?“
 
WICHTIG:
Es ist sehr hilfreich, Wahrnehmung und Interpretation zu unterscheiden. Wir neigen dazu, allzu schnell Rückschlüsse zu ziehen, was beim Gegenüber passiert (Interpretation) – und damit falsch zu liegen.

Es reicht, zu bemerken, dass sich etwas verändert – und dann lohnt es sich, beim Gegenüber nachzufragen und sicherzustellen, was das zu bedeuten hat.

Beispiel:
Während eines Gesprächs, in dem Ihr Mitarbeiter zunächst sehr aufmerksam am Tisch sitzt und zustimmend nickt, lehnt sich dieser plötzlich auf seinem Stuhl zurück. Er verändert seine Physiologie Jetzt ist es günstig eine Frage zu stellen: „Wie sehen Sie die Sache?“ oder „Wie ist Ihre Meinung dazu?“. Vermeiden Sie, das wahrgenommene Verhalten ungünstig im Stillen zu interpretieren („der lehnt das grundsätzlich ab“) und argumentativ mehr Druck auszuüben - was vielleicht gar nicht notwendig ist.

Eine gute Wahrnehmungskompetenz und die Fähigkeit Wahrnehmung von Interpretation zu unterscheiden sind zentral, um Kommunikation auf ein neues Level zu heben. In unseren NLP-Ausbildungen ist das eine Grundlagen-Kompetenz, die Sie in den ersten Tagen lernen. Zurück im Führungsalltag werden Sie bemerken, wie es Sie vor Missverständnissen und Vorannahmen schützt.

Check: Können Sie Wahrnehmung von Interpretation unterscheiden?

Kreuzen sie die Sätze mit Aussagen an, die eine Wahrnehmung charakterisieren

Ziel:
Unterscheiden können zwischen Interpretation (Gedankenlesen) und sensorischer Wahrnehmung (mit den Sinnen wahrnehmen können).

  1. Ich wusste, sein Herz schlug wie verrückt.
  2. Während sie mir zuhörte, war ihre Atmung flach.
  3. Er kam aus der Sitzung und hatte einen eiskalten Ausdruck im Gesicht.
  4. Ihre Handflächen waren ganz verschwitzt.
  5. Er ist voll in seine Gedanken vertieft.
  6. Nach dem Lesen des Briefes war sie erleichtert.
  7. Er sprach immer schneller und schneller.
  8. Sie erblasste, als der Chef hereinkam.
  9. Erleichterung war auf seinem Gesicht geschrieben.
  10. Ich bemerkte einen traurigen Ausdruck auf seinem Gesicht.
  11. Ihre Verantwortung erdrückte sie.
  12. Er macht einen hilflosen Eindruck.
  13. Sie sah während der Präsentation erwartungsvoll aus.
  14. Seine Augen waren weit geöffnet.
  15. Sie sah glücklich aus.